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In die Tonne getreten (26.01.2014)

Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 5) 


Da saß ich nun. Jeden Abend nach Dienstschluss fuhr ich umgehend in mein minimalistisch eingerichtetes 15 qm-Appartement in Berlin und hämmerte in die Tasten meines Laptops. 90-Stunden-Wochen und mehr auf fünf Arbeitstage reduziert waren mittlerweile für mich der Normalzustand geworden (das hat sich übrigens bis heute nicht wesentlich geändert). Es hatte mich beruflich hierhin verschlagen. Aber ich wollte das alles nicht mehr. Jeder Wochentag war für mich inzwischen zu einem Martyrium geworden. Und meinen Frieden hatte ich nur noch an den Wochenenden zu Hause und während der wenigen Urlaubstage gefunden, die ich mit meiner Familie verbringen konnte. Es musste sich etwas ändern. Umgehend. Besser heute als morgen. Und deshalb ging es schon sehr bald nicht mehr um das Schreiben an sich. Darum, einfach alles raus zu lassen, um irgendwann vielleicht auch wieder den Kopf frei zu bekommen. NEIN! Ich kam gut voran. Redete mir ständig ein, dass aus diesem Projekt tatsächlich etwas werden konnte, aus dem Kapital zu schlagen war. Vielleicht würde es weniger sein, als das, was ich mit meinem Job verdiente. Aber egal. Wirklich glücklich war ich jetzt gerade auch nicht. Und wenn ich endlich wieder das hatte, was mir wirklich etwas bedeutete, dann war es einen Verzicht, der sich in einem angemessenen Rahmen hielt, alle Male wert. Notfalls könnte ich mich einige Zeit mit kleineren Nebenbeschäftigungen über Wasser halten? Zudem hätte meine Frau jederzeit in ihren Job zurück gekonnt, der ebenfalls alles andere als unterbezahlt war. Wie auch immer. DAS HIER musste jedenfalls ein Ende haben! 

Nach etwa sechs Monaten hatte das Gerüst meines Romans gestanden. Nun galt es, den Feinschliff vorzunehmen. Ich hatte mich an ein ziemlich ambitioniertes Projekt herangewagt. Denn im Grunde handelte es sich um längere Episoden, welche von anderen Episoden unterbrochen und an geeigneter Stelle wieder aufgenommen wurden. Und die ich zuletzt natürlich geschickt zu einer Geschichte miteinander verknüpfen wollte respektive musste. Im Kopf hatte das wunderbar funktioniert und während des Schreibens war mir auch nicht aufgefallen, dass ich nach und nach etwas den Faden verloren hatte. Sicher; für sich alleine gesehen machten die Stories Sinn. Aber das Verknüpfungsproblem bereitete mir schließlich ernsthaftes Kopfzerbrechen. 
Ich habe nicht die geringste Ahnung, ob Sie sich eine Vorstellung davon machen können, wie es ist, wenn man einen Roman immer und immer wieder lesen MUSS!? Schon gar nicht, wenn man sich gezwungen sieht, das zu lesen, was man selbst fabriziert hat. Weil man niemanden kennt, der wertfrei ein Urteil dazu abgeben kann. Der das Manuskript lektoriert (Nick musste ich da außen vor halten). Egal, ob es gut oder schlecht ist. Liest man seine eigenen Stories, werden sie mit jedem Mal mieser. 
Ich kann inzwischen auch nicht mehr sagen, wie oft ich umgeschrieben, ganze Passagen entfernt, wieder hinzugefügt, neue geschrieben und wiederholt umgeschrieben habe. Doch weil ich sehr viel kreative Zeit und Energie in diesen Teil meines Projekts gesteckt hatte, fehlte mir letztlich die erforderliche Geduld, den Roman ordentlich abzuschließen. Jede Euphorie, die ich an/in jenen Abenden und Nächten empfunden hatte, an/in denen ich so hart an meinem Roman gearbeitet hatte, war nun verflogen. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich mich fragte, ob es die Mühen und Entbehrungen wert gewesen war. Zweifelte und war inzwischen desillusioniert. Eine tödliche Kombination, wenn man Begonnenes in einem solchen Zustand zu Ende bringt. 

Blauäugig habe ich so ziemlich jedem deutschen Verlag damals mein Manuskript zugeschickt. Nur ein oder zwei haben mir damals mitgeteilt, dass sie gerade keine neuen Autoren aufnehmen würden. Der Rest hat sich nie bei mir gemeldet, was mich bei der Flut von Einsendungen, welche die Verlage täglich erreichen, zumindest heute nicht mehr wundert. Leider bin ich zu spät auf die Idee gekommen, mir einen Literaturagenten zu suchen. Einer hat mir dann mal geschrieben, dass ich es ohnehin vergessen könnte, einen Agenten zu beauftragen, wenn das Manuskript Verlagen bereits vorgelegen hat. Ich solle etwas Neues schreiben und mich danach wieder bei ihm melden. Eine Agentin teilte mir mit, dass das Manuskript zwar Potential hätte, gerade aber nicht den Mainstream trifft und sie daher ein Problem für die Vermarktung sähe. Vielleicht wollte sie aber auch nur freundlich sein. 
Zehn Jahre nachdem ich mein Manuskript mental in die Tonne getreten hatte, habe ich es mir wieder vorgenommen. Und selbst mir graut inzwischen vor der Umsetzung. Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass in der Tat Potential vorhanden war. Nur wusste ich nicht wirklich etwas damit anzufangen. Und ob denn etwas daraus geworden wäre, hätte ich nicht diese fatalen Fehler begangen, werde ich nun nie erfahren. 

Dass ich jetzt Kurzgeschichten schreibe, dient sowohl der Fingerübung, als auch der Möglichkeit, Themen, die mich interessieren, relativ schnell inhaltlich abschließen zu können. Und nach wie vor dazu, dieses ständige Ticken in meinem Kopf zu bekämpfen. Doch wer weiß? Vielleicht starte ich ja irgendwann einen zweiten Versuch. 

Übrigens: Nicht alle aber doch einige meiner Kurzgeschichten (FRIENDS) waren ursprünglich in Auszügen Teil des verschrotteten Romans. Auch wenn ich sie erneut entsprechend umschreiben musste. Raten Sie doch mal, welche? 


Ende der Artikelserie 


Weitere veröffentlichte Artikel in dieser Reihe finden Sie im VIPArchiv (Navigationsleiste): 

April 2013 - Erste Gehversuche (16.04.2013) 
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 4) 

Mai 2012 - Reif zur Veröffentlichung? (04.05.2012) 
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 3) 

März 2012 - Manchmal kommt es anders… (26.03.2012) 
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 2) 

Februar 2012 - Am Anfang war VIP (15.02.2012) 
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 1) 



vip

Kurzgeschichten-Sammelband I und II fertiggestellt (17.10.2013)

Liebe Leserinnen und Leser, 

einige Kurzgeschichten wurden nun wie angekündigt zusammengefügt: 

DER TEUFEL KOMMT MIT EINEM LÄCHELN (SB I): 
Adiaphora 
courage civique 
courage civil 
Walker 
Bestseller 

UND DER TEUFEL LÄCHELT IMMER NOCH (SB II): 
collateral damage 
Frau komA kommt 
Rosaceae Rosa 
Die ultimative Waffe 

 Cover designed by BookRix-User "speedychris" (Thank U!) 

Die beiden eBooks stehen KOSTENLOS (für 0,00 €) zum Download zur Verfügung (der Preis wird auch IMMER bei 0,00 € bleiben). Somit ersparen Sie sich den Aufwand, die Stories im Blog einzeln anzusteuern (auch wenn wir uns natürlich über jeden Besucher weiterhin freuen; schließlich werden hier Zusatzinformationen und Stories veröffentlicht, die ihren Weg nie oder sehr zeitverzögert in die Stores finden). 

Sie benötigen für die heruntergeladenen eBooks ggf. ein Zusatzprogramm, damit Sie die Geschichten dann auch auf dem PC oder auf dem Smartphone lesen können. Hierbei handelt es sich also nicht um eine kostenpflichtige Hardware, sondern um eine kostenlose kleine Software (wie z.B. die von Amazon/Kindle). Sollten hier ggf. noch Fragen/Probleme auftreten: Immer raus damit! Das kriegen wir schon hin. 

Coming back soon...


Sammelband downloaden 



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Weitere Kurzgeschichte als Ebook verfügbar (26.09.2013)

Liebe Leserinnen und Leser, 

auch die Kurzgeschichte Frau komA kommt ist nun als Ebook downloadbar. Aus Gründen, welche einen eventuellen Titelschutz betreffen, habe ich mich gezwungen gesehen, die Story nun unter dem Titel Morgen werden sie bezahlen! als Ebook zu veröffentlichen. Natürlich bleibt das Lesen bzw. der Download dieses Buches für Sie weiterhin kostenfrei. 

Sämtliche Titel, die bisher auch im Ebook-Format veröffentlicht wurden, finden Sie hier: EBook lesen oder downloaden 



 vip

Projekt abgeschlossen (28.08.2013)

Liebe Leserinnen und Leser,

nachdem ich bereits zwei Teaser zu der von mir veröffentlichten Kurzgeschichte WALKER produziert habe, war es eine logische Konsequenz, diese Idee zu Ende zu denken.
Letztlich habe ich die komplette Kurzgeschichte nun als audio-visuelles Erlebnis verpackt. Das Ergebnis ist zwar nicht perfekt (so hätte ich z.B. gerne einen professionellen Sprecher gehabt und trotz HD1080p ist die Akustik noch verbesserungswürdig), aber ein Anfang ist getan. Mal sehen, wo das hinführt.

Sofern Sie sich nun fragen sollten, warum meine Wahl ausgerechnet auf diese Kurzgeschichte gefallen ist, so fällt mir die Antwort nicht schwer. Es ist die kürzeste der von mir bisher veröffentlichten Stories und ich möchte im Augenblick gar nicht an den Aufwand denken, der für eine umfangreichere Kurzgeschichte erforderlich wäre. Wenn es mit WALKER funktioniert, werde ich diese Mühen natürlich gerne in Kauf nehmen. Auch wenn ich aktuell ausschließe, dass jede der hier bisher veröffentlichten Kurzgeschichten für ein derartiges Projekt geeignet ist. 

Und nachdem ich mit den Beiträgen in diesem Monat hoffentlich ein wenig von dem wett machen konnte, das ich in den letzten Monaten notgedrungen versäumt habe, nachfolgend nun WALKER in der audio-visuellen Version für Sie. 
Sie sollten ggf. in der unteren Leiste des Video-Fensters die Anpassung auf HD1080p vornehmen, da der Qualitätsunterschied bei diesem Clip besonders deutlich wird.



Um die Kurzgeschichte im Ebook-Format zu lesen (Download ebenfalls kostenlos möglich), klicken Sie bitte hier WALKER



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Werbe-Trailer (22.08.2013)

Liebe Leserinnen und Leser,

zuletzt war ich leider gezwungen, mich ein wenig zurück zu ziehen. Dafür habe ich vor wenigen Tagen mit Bestseller dann aber gleich ohne Umschweife die nächste Kurzgeschichte eingestellt.
Ich möchte auch weiterhin gerne ein wenig im Blog herumexperimentieren und daher beabsichtige ich, nach und nach zu den veröffentlichten Kurzgeschichten entsprechende Werbe-Trailer (bzw. Teaser) zu produzieren und natürlich auch hier einzustellen. Da rechtlich einiges zu berücksichtigen ist, nicht das einfachste Unterfangen. Aus diesem Grund kann ich auch noch nicht absehen, wann ich zu welcher Kurzgeschichte das entsprechende Video präsentieren werde. Aber der Anfang ist gemacht. Und vielleicht findet die/der eine oder andere sogar Gefallen daran!? Lassen Sie es mich wissen.

In diesem Sinne... so long...



Teaser international HERE

Um die Kurzgeschichte im Ebook-Format zu lesen (Download ebenfalls kostenlos möglich), klicken Sie bitte hier WALKER



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Bestseller - eine Kurzgeschichte von FRIENDS (20.08.2013)

„Mr. Meserveski? Noch fünf Minuten!“

Stan Meserveski war leicht nervös. Natürlich war Meserveski nicht sein richtiger Name. Verdammt sollte der Typ sein, der seine Mutter erst gevögelt, danach geheiratet und dem er den unaussprechlichen Familiennamen Greszczyszyn zu verdanken hatte!
Meserveski war ein Pseudonym, unter dem er seinen ersten Roman veröffentlicht hatte. Der Name war frei erfunden, sollte allerdings, wenn auch leicht abgewandelt, an den Filmnamen eines wirklich fiesen Sergeants in einem 1989 erschienenen Vietnam-Film erinnern.
Er selbst fand, dass alleine diese Namenskreation ein kleiner Geniestreich von ihm gewesen war. Und sein erstes Buch hatte inzwischen zumindest bei Fans knallharter Sex & Crime Stories Kultstatus erreicht. Doch das reichte ihm nicht. Es spielte zwar keine Rolle mehr. Er gehörte jetzt zum Club der Fünfziger und das Geld und der Ruhm würden für ihn ohnehin zu spät kommen. Er konnte nichts mehr davon mit jemandem teilen. Die glücklichen Zeiten waren längst vorbei. Aber er konnte es allen noch einmal zeigen. All denen, die sicherlich hinter seinem Rücken getuschelt, die vielleicht sogar über ihn gelacht, jedenfalls ganz bestimmt nicht an ihn geglaubt hatten.

Nachdem sein kleines Transportunternehmen vor einigen Jahren pleite gemacht hatte, wollte ihm keiner mehr einen Job geben. Schon sehr bald hatten sich seine Frau, seine Freunde und zu guter Letzt selbst die eigenen Kinder von ihm abgewandt. Alle hatten ihn für einen Versager gehalten, auch wenn es nie jemand gewagt hatte, ihm das unverblümt unter die Nase zu reiben. Stan hatte sich völlig zurückgezogen und damit begonnen Geschichten zu schreiben. Eigentlich eine wahnwitzige Idee. Doch das hatte ihn schon immer gereizt und er war überzeugt gewesen, es schaffen zu können.
Die anfänglichen Erfolge waren spärlich. Doch fünf Jahre später schien ein Teilziel erreicht zu sein. DER TEUFEL KOMMT MIT EINEM LÄCHELN hatte nach Aussage seines Agenten reelle Chancen, in Kürze den Durchbruch und es damit auf die Bestsellerlisten zu schaffen. Dafür müssten sie eben nur noch eine zeitlang durchs Land reisen und kräftig die Werbetrommel rühren. Dann würde es auch nicht mehr lange dauern, bis sein Roman weltweit zum Bestseller avancierte und Stan müsste nur noch die Ziellinie überqueren. Er könnte stolz auf sich sein und die mit dem Erfolg verbundenen Annehmlichkeiten genießen.
Stan hatte andere Pläne.

Da stand er nun. In irgendeinem Buchladen in irgendeiner fremden Stadt. Die in wenigen Minuten beginnende Buchlesung machte ihm zu schaffen. Es war seine elfundneunzigste auf einer Tour von wer weiß was wie vielen, die noch folgen sollten und er hatte sich lange Zeit dagegen gewehrt. Doch sein Agent hatte ihm ständig damit in den Ohren gelegen, dass derlei Veranstaltungen einen richtigen Push für die Absatzzahlen seines Buches bringen würden.

Ringsum fremde und nichtssagende Gesichter, die ihre Träger längst auf den wenig bequem aussehenden Stühlen hatten Platz nehmen lassen und mit mehr oder minder intelligentem Ausdruck gespannt darauf warteten, dass der Autor endlich mit seiner Lesung begann.

„Also, Mr. Meserveski: Am besten wäre es, wenn…“

Während die ihm zur Verfügung gestellte Assistentin, deren Namen er schon wieder vergessen hatte, aufgeregt letzte Instruktionen erteilte, war Stan mit seinen Gedanken ganz woanders. Geistesabwesend starrte er durch das große Panoramafenster nach draußen auf die Straße. Es goss in Strömen. Der Himmel mit seinen schwarzen Wolken und der unaufhörlich niederprasselnde Regen verbreiteten Weltuntergangsstimmung. Eine Atmosphäre, die ihm nur zu gut bekannt war.

Als Stan sich an das für ihn vorbereitete kleine Pult setzte, fielen ihm sofort die beiden nebeneinander sitzenden Frauen in der ersten Reihe auf. Vermutlich Osteuropäerinnen. Ihr Alter ließ sich schwer einschätzen. Anfang vierzig vielleicht? Keine ausgeprägten Schönheiten, aber auch nicht zu verachten. Die eine brünett mit frechem Kurzhaarschnitt, die andere mit langen hellblonden Haaren. Ihre leuchtend weißen Blusen, die überproportional gut gefüllt waren, standen in krassem Gegensatz zu ihren tiefschwarzen und vorne geschlitzten, mit einem Reißverschluss fahrlässig zusammengehaltenen Mini-Lederröcken. Sämtliche Blicke der in diesem Raum anwesenden Herren auf ihre offen zur Schau getragene Weiblichkeit durften ihnen gewiss sein. Dessen war sich Stan sicher. Es sei denn, Mann war blind oder schwul. Oder beides.
Knappe fünfundzwanzig Minuten waren für seinen Vortrag angesetzt. Stan las aus zwei aufeinander folgenden Kapiteln seines Buches vor, in denen es jeweils um bizarre Sexspiele und einen extrem brutalen Ritualmord ging. Eigentlich war es vollkommen egal, welche Kapitel Stan sich ausgesucht hatte. In DER TEUFEL KOMMT MIT EINEM LÄCHELN drehte sich so ziemlich jedes Kapitel um eines dieser Themen oder um eine geschickte Kombination von beiden.
Während er las verhaspelte er sich zweimal, was ihm extrem peinlich war, zu seiner Überraschung bei den Anwesenden aber keine despektierlichen Reaktionen hervorrief. Irgendwie war er nicht ganz bei der Sache. Diese beiden Frauen in der ersten Zuhörerreihe wollten ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen. Und wenn er ihnen, während er vorlas, hin und wieder einen flüchtigen Blick schenkte, sahen sie ihn wiederum auf eine Art und Weise an, als ob sie etwas wussten, das er nicht wusste.
Schließlich beendete Stan auch das zweite Kapitel und dem drei Minuten und siebenundvierzig Sekunden nicht enden wollenden Beifall zufolge, sollten die wenigsten seiner Zuhörer von seiner Darbietung enttäuscht gewesen sein. Jetzt noch ein paar Widmungen für die Käufer seines Buches schreiben, ein wenig Smalltalk bei Fingerfood und Champus, den sein Verleger spendiert hatte und dann sollte es das für diesen Tag gewesen sein.

Während er ein Buch nach dem anderen signierte, hielt Stan immer wieder verstohlen Ausschau nach den beiden Frauen. Doch er konnte sie nirgends erblicken. Sie mussten gegangen sein. Schade eigentlich!
Als er sich gerade ein neues Buch griff, während er von seinem Platz aufblickte und fragte: „Was darf ich für sie…?“, blieb ihm der Rest des Satzes im Halse stecken. Denn plötzlich stand die Blondine vor ihm. Sie hatte sich leicht über das Pult gebeugt, während sie sich mit den Handflächen darauf abstützte. Ohne die überdimensionalen Melonenbändiger, hätten ihre üppigen Titten die übersichtliche Anzahl winziger Knöpfe an ihrer Bluse einfach abgerissen und wären ihm direkt ins Gesicht gesprungen.
In diesem Augenblick wünschte er sich nichts sehnlicher, als es diesem Miststück mal so richtig zu besorgen. Am besten gleich hier, vor einem hoffentlich willigen und dankbaren Publikum.
Verdammt! Seit Susan ihn verlassen hatte, hatte er nie wieder etwas mit einer Frau gehabt. Er würde es ihr ganz gehörig besorgen!

„Die Frage ist nicht was, sondern wo!“ warf Sie ihm mit einem entwaffnenden Lächeln entgegen, drückte ihm einen kleinen gefalteten Zettel in die Hand und machte auf dem hochhackigen Absatz kehrt. Bevor Stan in irgendeiner Form reagieren konnte, verließ sie aufreizend hüftschwingend den Buchladen und eine nette alte Dame, die ihn stehend auch nicht erwähnenswert in seiner sitzenden Position überragte, bat ihn: „Schreiben sie doch bitte: Für Bernadette, eine meiner treuesten Leserinnen.“

*

Auf dem gefalteten Zettel stand nur eine Adresse. Und es dauerte noch eine unendlich lange Stunde, bis Stan die Location verlassen konnte.
Sein Agent lud ihn daraufhin auf einen Drink in der Hotelbar ein. Aber Stan lehnte dankend mit der Begründung ab, dass sie schließlich bereits sehr früh am nächsten Morgen zum angesetzten Termin für die kommende Lesung aufbrechen mussten.
Auch wenn er gar nicht vorhatte, diesen und noch weitere Termine wahrzunehmen.

Nach einer dreiviertel Stunde Fahrtzeit und einem halben Dutzend nicht druckreifer Flüche (er hatte sich trotz Navi zweimal verfahren), erreichte Stan die Adresse endlich. Es grenzte an ein kleines Wunder, dass er dieses einsame Landhaus mitten im Nirgendwo überhaupt noch gefunden hatte. Stan hoffte, dass die Mühen nicht umsonst gewesen waren. Er parkte seinen beinahe schrottreifen 67er Chevy Impala auf dem dafür vorgesehenen Platz vor dem Haus und stieg aus dem Wagen. Nicht, ohne sich zuvor zu vergewissern, dass seine Krawatte akkurat saß.

Während Stan den Kiesweg entlang schritt, der vom Parkplatz zum Eingangsbereich des beeindruckenden Anwesens führte, bemerkte er, wie sich eine wohlige Erregung in ihm ausbreitete. Ähnlich wie Wellen, die sich von einem ins Wasser geworfenen Stein ringförmig ausbreiteten, erfasste auch diese Erregung nach und nach jede Faser seines Körpers. Zunächst war es nur ein Bauchkribbeln, doch wenige Sekunden später hatte sich dieses Kribbeln bereits bis in seine Finger- und Zehenspitzen vorgearbeitet. Was würde ihn hier erwarten? Oder besser: Was wünschte er sich, das ihn hier erwarten würde?
Noch bevor er die Tür des Hauses erreichte, öffnete sich diese auch schon…


*

Die Brünette mit dem Kurzhaarschnitt trug ein einteiliges, superkurzes und am Hals hochgeschlossenes weißes Satinkleid mit kurzen Ärmeln, das ihre prächtigen Rundungen eindrucksvoll zur Geltung brachte und keinen Zweifel darüber aufkommen ließ, dass sie nichts darunter trug. Die Blondine trug genau das gleiche Kleid. Nur in schwarz.
Engel und Teufel schoss es ihm unvermittelt in den Kopf und er hätte sich in diesem Augenblick nicht wirklich entscheiden können.

„Stanislav! Schön, dass du hergefunden hast.“, begrüßte ihn die Frau in Weiß mit geheimnisvoller Miene.

„Eigentlich bevorzuge ich Stan“, antwortete dieser sichtlich irritiert.

„Was ist gegen Stanislav einzuwenden?“ Für einen Augenblick nahmen ihre Augen einen lauernden Ausdruck an.

„Gar nichts. Aber selbst meine Mutter hat mich immer nur Stan genannt. Nenne es einfach Gewohnheit.“ Er versuchte zu lächeln, doch es glich dem einer verrutschten Silikonmaske.

Beide Frauen begannen lauthals zu lachen. „Wir haben dich doch nur ein wenig auf den Arm nehmen wollen.", sagte die Kurzhaarige und konnte sich dabei ein neckisches Grinsen nicht verkneifen. "Was ist, Stan? Kommst du rein oder was?“

Langsam aber sicher gewann Stan wieder etwas an Selbstsicherheit zurück und dieses Mal wirkte sein Lächeln nicht verunglückt. „Nun ja. Wenn ich schon einmal hier bin.“

Er trat ein und die Frau in der weißen Version von Unanständigkeit und feuchten Männerträumen schloss die Tür hinter ihm. „Ich bin Tanja.“ Sie streckte Stan die Hand entgegen. „Und das hier ist meine Freundin Lena.“ Auch Lena reichte Stan die Hand. „Schön, dich mal persönlich kennenzulernen.“, begann sie. „Wir sind echt zwei riesige Fans von dir. Ich selbst habe dein Buch schon dreimal gelesen und kann einfach nicht genug davon bekommen. Wann lesen wir was Neues von dir? Gibt es schon einen Titel?“

„Nun ja, ahäm…“ Stan räusperte sich verlegen.

„Lena! Was hältst du davon, wenn wir unserem Gast erst einmal etwas zu trinken anbieten?“

„Ach herrje! Wie unhöflich von mir.“ Lenas Reaktion wirkte aufgesetzt, doch Stan nahm nichts davon wahr. Seine Aufmerksamkeit galt allem anderen an diesen Frauen. Es fiel ihm schon schwer sich auf das zu konzentrieren, was sie zu ihm sagten oder was sie ihn fragten. In Gedanken war er ganz woanders.

„Lena! Schatz! Komm und hilf mir eben. Stan! Was willst du trinken? Wir haben Bier, Whiskey, Vodka…“

„In dieser Reihenfolge... Nein, im Ernst: Vodka! Am liebsten Vodka-Lemon, wenn das machbar wäre.“

„Dann also dreimal Vodka-Lemon! Mach’s dir schon mal bequem. Die Drinks kommen gleich.“

Stan nahm auf einer geräumigen Eck-Couchgarnitur Platz, streckte die Beine von sich und starrte in den wenige Meter von ihm entfernten offenen Kamin, in dem ein knisterndes Feuer brannte. Wenn das nur ein Traum war, dann war es der beste, den er jemals gehabt hatte.
Kurz darauf kamen Tanja und Lena mit den Drinks. Sie setzten sich auf den seitlichen Flügel der Garnitur, so dass sie sich problemlos unterhalten und dabei zu dritt Blickkontakt halten konnten. Stan musste daraufhin noch einige Fragen zu seinem Buch und zu geplanten Projekten beantworten und zwischendurch nippten alle an ihren Drinks. Aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass die beiden sich in Wirklichkeit für keine seiner Antworten auf die ihm gestellten Fragen interessierten. Und so schien ihnen nach zwanzig Minuten der Gesprächsstoff auszugehen.
Nach kurzem Schweigen begann Tanja plötzlich mit Lena in einer Sprache zu reden, die Stan selbst nie gesprochen hatte. Von der er aber wusste, dass es Russisch war. Nach etwa fünf Minuten, in denen die beiden irgendetwas zu bereden hatten während sie mehrmals lachten, wurde Stan langsam ungehalten. Er ärgerte sich, dass die beiden ihn offensichtlich zum Besten halten wollten. Wahrscheinlich machten sie sich sogar lustig über ihn.
Seine Reaktion blieb nicht unbemerkt, denn während Lena etwas zu Tanja sagte, nickte sie mit dem Kopf in Stans Richtung.

„Bitte sei nicht böse Stan. Wir wollten nicht unhöflich sein. Aber Lena und ich haben uns eben nochmals über einige Passagen aus deinem Buch unterhalten.“

„Und?“

„Wir fragen uns, ob du irgendetwas davon schon einmal selbst erlebt hast. Ich meine, du beschreibst da Sexualpraktiken…“ Der Augenaufschlag, mit dem Tanja ihn ansah, löste bei Stan eine Gänsehaut an jeder nur erdenklichen Stelle seines Körpers aus. Leicht verlegen antwortete er: „Also… Das meiste habe ich mir so zusammengesponnen. Hab‘ mir halt vorgestellt, was in dem Kopf von so einem Typen vor sich geht.“

„Muss man da nicht selbst ziemlich krank im Kopf sein?“

Es war Tanjas wissendes Lächeln, das es Stan unmöglich machte, auch diese Frage zu beantworten. Mit eben diesem Lächeln wandte sie sich von ihm ab und wieder ihrer Freundin zu.
Dann begann sie, Lena zu befummeln, glitt langsam mit der einen Hand unter das Kleid der Freundin und massierte mit der anderen ihre Brüste. Lena seufzte auf und begann ihrerseits damit, ihre Freundin in Fahrt zu bringen, indem sie Tanjas Kleid über die Pobacken zog und zärtlich ihren Hintern massierte. Dabei warf sie Stan gleichzeitig einen auffordernden Blick zu, als wollte sie sagen: willst du nur so dasitzen und zusehen oder bist du dabei?


*

Zwei Stunden später war Stan fix und fertig. Die beiden Frauen hatten auf angenehmste Weise unvorstellbare und beinahe unaussprechliche Dinge mit ihm angestellt und ihm physisch als auch psychisch seine Grenzen aufgezeigt. Und sie hatten ihm Abgründe und Höhepunkte der Lust gezeigt, von denen er zuvor nicht die geringste Ahnung gehabt hatte. Erschöpft wieder auf der Couch liegend und immer noch nach Atem ringend, fixierte er mit glasigem Blick einen imaginären Punkt an der Zimmerdecke.
Das musste der Himmel sein...

Das Aufsetzen des Schalldämpfers auf seine Stirn und das leise Ploppen erfolgten praktisch zeitgleich.


*

Nachdem Tanja Nylonhandschuhe angezogen hatte, holte sie das soeben an der Tankstelle gekaufte Prepaid-Telefon aus der Verpackung und tippte eine endlos lange Nummer ein. Am anderen Ende meldete sich ihr Boss mit verzerrter Stimme.

"Ist die Leitung sicher?" fragte sie.

"Natürlich! Und? Alles erledigt?"

"Wie immer" kam die knappe Antwort. "Aber... Nun sie wissen, dass ich nie Fragen stelle. In diesem Fall allerdings... Wer hatte ein Interesse daran, dieses arme Schwein aus dem Weg zu räumen? Einen unwichtigen Schundautor mit einem unwichtigen Erstlingswerk. Ein Typ, dessen Stern im Grunde schon wieder verglüht war, bevor er richtig zu leuchten begonnen hatte? Der meiner bescheidenen Meinung nach sogar zu blöd war, sich Feinde zu machen!? Das hätte auch jemand ihrer minderbemittelten Handlanger erledigen können."

Es vergingen einige Sekunden und Tanja dachte bereits, dass ihr Gesprächspartner aufgelegt hatte, ohne dass sie es mitbekommen hatte.

"Er selbst war der Auftraggeber. Hat was von einem Bestseller gefaselt. Und es sollte nun einmal unbedingt eine Frau sein."

Tanja beendete das Gespräch, stieg aus dem Fahrzeug und warf das Telefon in die nächstgelegene Abfalltonne, nachdem sie es zuvor mit dem Absatz ihrer High Heels unbrauchbar gemacht hatte. Das Leben war zu kurz, als dass sie auch nur noch einen einzigen weiteren Gedanken an diesen Job verschwenden wollte. Lena wartete sicherlich bereits ungeduldig auf sie. Hin und wieder mal einen Typ zu vernaschen hatte etwas. Aber wirklich scharf war sie nur auf Lena. Gleich würde sie wieder bei ihr sein. Dann würden sie es sich gemütlich machen. Und wer wusste schon, was sonst noch an diesem Abend passieren würde...


Sämtliche Rechte bei Frank S., Düsseldorf

Teil des Sammelbandes "DER TEUFEL KOMMT MIT EINEM LÄCHELN" BESTSELLER



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Frau komA kommt - eine Kurzgeschichte von FRIENDS (15.05.2013)

Man hatte ihn in der Schule immer wieder gedemütigt. Ihn in sozialen Netzwerken gemobbt. Schließlich hatte man ihn auf dem Schulhof verprügelt. Ihn, der nicht mal einer Fliege etwas zu Leide tun konnte. Vielleicht war er deshalb ein so leichtes Opfer für sie gewesen?
Die Abreibung, wie sie es nannten, war sogar von irgendjemand mit dem Handy gefilmt und das Video im Internet auf einer eigens hierfür vorgesehenen Plattform zur Schau gestellt worden.
Niemals zuvor hatte er sich selbst verteidigen müssen. Das hatte immer sein vier Jahre älterer Bruder übernommen. Bis vor einem Jahr, als der bei einem Badeunfall ums Leben gekommen war. Damals hatte der Terror begonnen und das war nicht der einzige Grund, warum er ihn in diesem Augenblick so schmerzlich vermisste.


*

Alles hatte zunächst beinahe harmlos angefangen. Ein kleiner Schubser hier, eine abwertende Bemerkung da. Ohne Grund. Jedenfalls war ihm bis zum heutigen Tag keiner bewusst.
Ok! Die Halbstarken in der Schule knöpften sich immer wieder einen von ihnen vor. Von denen, die sich nicht wehren konnten oder wollten. Das war so eine Art Sport für sie. Aber bei ihm war es irgendwie anders gewesen. An ihm hatten sie offensichtlich einen Narren gefressen. Und was für Ricky unerträglich war: selbst diejenigen, die bereits am eigenen Leibe erfahren hatten was er nun durchmachen musste, hatten Gefallen daran gefunden, sich an der körperlichen wie seelischen Folter seiner Person zu beteiligen. Er hatte sich eingeredet, dass sie das nur taten, um sich vor den Schlägern zu profilieren. Damit sie selbst nicht eines Tages erneut zum Ziel wurden. Doch das war nur ein schwacher Trost gewesen und in keiner Weise zu entschuldigen.
Das Schlimmste an seiner Situation aber war, dass er sich niemandem anvertrauen konnte.

Ricky war 12 Jahre alt. Ein zierlicher aber hübscher Junge, der die Natur und Tiere liebte. Von überdurchschnittlicher Intelligenz. Sehr introvertiert und auf jemanden, der ihn nicht näher kannte, erweckte er gar den Eindruck, als weise er zumindest annähernd autistische Wesenszüge auf. Doch eigentlich redete Ricky nur einfach nicht gerne. Viel lieber und so oft es ihm möglich war, lebte er in seiner eigenen kleinen Welt, in der zwar auch nicht alles besser war als in der realen. Dafür war es seine Welt. Eine Welt, die es ihm gestattete seine Wunschvorstellungen von einer in seinen Augen perfekten Welt mit seinen Erlebnissen in der realen Welt auf eine für ihn annehmbare Weise zu verknüpfen. Eine Welt, in der es Menschen gab, die Verständnis für ihn und seine Sorgen sowie Nöte fanden. Die ihm Schutz gewährten und die Geborgenheit gaben, nach der er sich so verzweifelt sehnte.
Wahrscheinlich würde es nur sehr wenige Menschen geben, die das - die ihn - verstehen konnten. Und den einzigen Menschen, den er gekannt hatte und der dazu in der Lage gewesen war - seinen Bruder - hatte er verloren.

Was seinen Vater anbetraf, so war auch dieser sehr naturverbunden. Damit waren jegliche Gemeinsamkeiten allerdings erschöpft. Tiere erlegte er lieber bei der Jagd mit seiner doppelläufigen Schrotflinte. Und auch in anderer Hinsicht gehörte er eher zu der grobschlächtigen Sorte seiner Art. Mit begrenztem Horizont und schon immer unfähig, ein Mindestmaß an Sensibilität - wenigstens für die ihm nahe stehenden Menschen - zu entwickeln. Er hielt Ricky für verweichlicht. Und hätte der ihm von seiner Pein erzählt, hätte er ihn sicherlich angeschrien er solle sich gefälligst wehren. Im ungünstigsten Fall hätte er Ricky für seine Feigheit selbst noch die Hirse aus dem Balg geprügelt. Keine für ihn annehmbaren Optionen.
Und Rickys Mutter? Sie hatte die Familie drei Jahre nach seiner Geburt im Stich gelassen. Heute konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie sie ausgesehen hatte.

Die Lehrer und die Schulleitung hatten schon vor langer Zeit damit begonnen wegzusehen. Aus Überforderung oder vielleicht sogar aus Angst. Wenn sie sich dennoch einmal gezwungen sahen etwas zu unternehmen, hielten sich die erzieherischen Maßnahmen insoweit in Grenzen, als dass sie die Bestraften umso mehr motivierten ihre perfiden Spielchen endgültig auf die Spitze zu treiben.
Schließlich waren da noch die Mitschüler in seiner Klasse. Für sie war es einfacher ihn und seine Probleme zu ignorieren oder selbst mitzumachen, als für ihn Partei zu ergreifen. Jeder war sich selbst der Nächste.


*

Mehr als einmal hatte Ricky zu Hause stundenlang an seinem Computer gesessen und auf die Seite gestarrt, die er einige Zeit zuvor im Netz gefunden hatte. Auf der ebenfalls Betroffene ihr Leid klagten und sich austauschten. Von ihren Erfahrungen erzählten.
Soweit war es schon gekommen, dass die Stunden vor dem Computer - auf dieser Seite - inzwischen das Einzige gewesen waren, das ihm Halt gegeben hatte. Er hatte gewusst: Er war doch nicht alleine.
Irgendwann hatte er dann diese beiden verhängnisvollen Sätze im Chat mit einem anderen Jungen geschrieben, der offensichtlich ein noch viel größeres Martyrium als er selbst zu erleiden hatte und die ihm daraufhin jede Umkehr unmöglich gemacht hatten:

Hey MobSpot12! Morgen werden sie bezahlen!


*

Ein kurzes aber eindringliches Knacken ließ vermuten, dass unmittelbar eine Durchsage über die Lautsprecher folgen würde, die auf jedem Gang des Schulgebäudes und in sämtlichen Klassenzimmern vorhanden waren. „Achtung! Eine wichtige Durchsage der Schulleitung: Frau komA kommt! Bitte verhalten sie sich ruhig, bleiben sie in den Klassenräumen und warten sie auf weitere Anweisungen!“

Ricky wusste, dass seine Aktion nicht unbemerkt bleiben würde. Und das sollte sie auch gar nicht. Schließlich hatte er eine Botschaft zu übermitteln, die für sie alle gedacht war. Ohne über den tieferen Sinn der Durchsage nachzudenken sagte ihm seine Intuition, dass sie mit seiner Aktion in einem direkten Zusammenhang stehen musste. Und damit ging die erste Runde an ihn.

In Todesangst, mit dem eigenen Leben bereits abgeschlossen, lagen seine Mitschüler und Mitschülerinnen - insgesamt achtundzwanzig an der Zahl - nun wimmernd und schluchzend auf dem Boden. Ihr Gesicht in die Handflächen vergraben, die Hände über dem Kopf gefaltet oder in einer seltsam gekrümmten Seitenlage, die unwillkürlich an die Haltung eines Embryos im Mutterleib erinnerte. So oder so gefangen von der einzig verbliebenen Hoffnung, dass sich irgendwer ihrer erbarmte und sie jeden Augenblick aus einem schrecklichen Albtraum erwachen ließ. Doch sie hatten es alle verdient. Jeder und jede Einzelne von ihnen. Und sie wussten, dass sie es verdient hatten. Ganz genau!
Obwohl er den Blickkontakt suchte, wagte es niemand ihn offen anzusehen. Bis auf die Biologie-Lehrerin, die schützend über zwei weinende Mädchen gebeugt unter einem Tisch der ersten Sitzreihe lag, nachdem Ricky als nachdrückliche Absichtserklärung den ersten Schuss aus der doppelläufigen Schrotflinte in die Decke des Klassenraums abgefeuert hatte.

„Ricky, bitte!“ Für das verräterische Zittern in ihrer Stimme konnte es nach Rickys Ermessen nur einen einzigen Grund geben. Sie war ebenso schuldig wie alle anderen. Nur hatte sie sich noch nicht ihrem Schicksal ergeben. Im Gegensatz zu den anderen bettelte sie um ihr Leben. 

Ohne die Anwesenden im Raum aus dem Blick zu verlieren, ließ er die Gedanken in seinem Kopf rotieren. Er hatte sich das alles ganz anders vorgestellt. Sollte er in diesem Moment nicht ein Gefühl wie Überlegenheit - oder besser noch - Genugtuung verspüren? Sollte er sich nicht an der Angst und Hilflosigkeit derer, die sich das schließlich selbst zuzuschreiben hatten ergötzen können? Doch nichts davon stellte sich ein. Im Gegenteil. Niemals zuvor hatte er sich emotional so leer gefühlt. Aber ein Zurück gab es nun nicht mehr. Er hatte bereits zu lange gewartet, dass sich irgendwie alles doch noch zum Guten wenden würde. Und wenn er es jetzt nicht zu Ende brachte, würde sein Leidensweg sicher wieder von vorne beginnen. Wahrscheinlich würde es sogar noch schlimmer werden als vorher. Jeder würde ihn auch weiterhin für einen Feigling halten. Er war kein Feigling!

Ricky lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und glitt abwärts in eine hockende Position. Er schloss kurz seine Augen und dachte an Wald, Sonnenschein, Vögel, Schmetterlinge. An seinen Bruder Tom. Tom! Wenn du jetzt nur bei mir wärst. Du wüsstest, was zu tun ist.
Langsam öffnete er die Augen wieder und sagte mit leiser aber fester Stimme: „Freitag, der 13. und heute ist mein 13. Geburtstag. Was für ein Scheißtag!“

Dann drückte er ab…


*

Den Anblick des leblosen Körpers auf dem Boden und die Überreste dessen, was einmal Rickys Kopf gewesen, nun auf der gesamten Wand hinter ihm asymmetrisch verteilt war und zudem von der Decke über ihm auf den Boden heruntertropfte, sollten weder seine Mitschüler, seine Biologie-Lehrerin noch die hart gesottenen Spezialeinsatzkräfte der Polizei, die unverzüglich nach dem zweiten Schuss das Klassenzimmer gestürmt hatten, für den Rest ihres Lebens vergessen können.


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Erste Gehversuche (16.04.2013)

Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 4)

Liebe Leserinnen und Leser,

als Mensch, der immer nach dem Motto think blue gelebt hatte, war es mir stets möglich gewesen, jedem noch so widrigen Umstand etwas Positives abzugewinnen. Und mein Selbstkonzept hätte kaum stabiler sein können. Wenn etwas so lief, wie ich mir das vorgestellt hatte, dann hatte ich dies meinen Fähigkeiten zu verdanken. Wenn es einmal anders lief… nun, dann war das eben Pech gewesen! Differenzierter darüber nachzudenken hatte für mich bis dahin keinen Sinn gemacht. Doch mit der Familiengründung änderte sich das schlagartig. Und plötzlich vollzogen sich die ersten Planspiele in meinem Kopf.
Zu Beginn spielte sich dieser Vorgang eher sporadisch und unterbewusst ab. Ich ertappte mich manchmal dabei, wenn eine nicht routinemäßige Entscheidung zu treffen war. Doch eine Familiengründung beinhaltet schließlich auch ein Mehr an Verantwortung, welche man zu tragen hat. Daher habe ich dem damals keine besondere Bedeutung beigemessen. Zudem verschafften mir Job und Familie ausreichend Ablenkung.
Aber ebenso, wie man vielleicht einmal die (vermeintlich) falsche Entscheidung trifft, welche letzten Endes etwas Positives zur Folge hat, gibt es auch den umgekehrten Fall. Und in dem Bewusstsein, mich von mehr oder weniger einem auf den anderen Tag in eben dieser Situation zu befinden, brach dieser Krieg in meinem Kopf aus. Das absolute Chaos! Ich stellte nicht nur meine Entscheidungsfähigkeit für die Zukunft in Frage, sondern auch jedwede Entscheidung, die ich in der Vergangenheit getroffen hatte. Kaum etwas war noch in der Lage, mich auf andere Gedanken zu bringen. Weder Job noch Familie. Ständig ging ich was-wäre-gewesen-wenn Szenarien in meinem Kopf durch und handelte zudem Fragen ab, die ich mir - berechtigt oder nicht - zuvor niemals gestellt hatte. Nachts träumte ich dann davon.
Langsam aber sicher wurde mir schließlich klar, dass ich lediglich eine neue Erkenntnis gewonnen hatte, mit der ich noch nicht klar kam: ich war mir immer selbst zu wichtig gewesen. Alles andere hatte ich irgendwie verdrängt. Und nun sollte ich die Quittung dafür erhalten.

Eine Erleuchtung oder wie immer man das auch nennen will, ist die eine Sache. Etwas daraus zu machen eine andere. Um das, was in meinem Kopf umher spukte zu verarbeiten, begann ich schließlich alles aufzuschreiben. Zunächst in Form eines Tagebuchs. Aber bereits nach kurzer Zeit erschien mir diese Vorgehensweise irgendwie zu banal. Also entschloss ich mich dazu, eine Art Tatsachenroman zu schreiben. Doch während ich die ersten Seiten niederschrieb musste ich mir gleichzeitig eingestehen, dass das nun wirklich niemanden interessieren würde. Unabhängig davon, dass ich insbesondere in Bezug auf meine berufliche Tätigkeit eher lustige Geschichten zu erzählen gehabt hätte. Und nach Lustig war mir nicht!
Blieb noch die frei erfundene Geschichte. Sie hatte für mich den Vorteil, dass ich mich keinem Seelen-Striptease unterziehen müsste. Man würde kaum nachvollziehen können, welche Wesenszüge meiner Charaktere geschaffen und welche übertragen, welche ihrer Gefühlsregungen der Fiktion des Autors entsprungen und welche autobiographisch waren. Und wenn die Orte der Handlung dann auch noch fernab der Heimat lagen, sollte einer augenscheinlichen Selbstoffenbarung ausreichend vorgebeugt sein. Jetzt fehlten nur noch die richtigen Stories. Grundsätzlich einfacher gesagt als geschrieben.

Während manche Schriftsteller offensichtlich nur ein Bedürfnis befriedigen wollen, also das bedienen, was bei einem Gros der Leserschaft gerade angesagt ist, schreiben andere sicherlich auch weil sie glauben, der Welt etwas mitteilen zu müssen. Egal, ob das gewählte Genre gerade aktuell ist oder nicht.
Beides will gekonnt sein! Wobei die Vorteile für Autoren, die sich dem Mainstream anpassen, auf der Hand liegen. Zumindest so lange sie noch unbekannt sind.
Ich habe mir damals noch keine Gedanken darüber gemacht. Für mich war das ein Experiment. Die Antwort auf die Frage, ob ich Dinge inhaltlich verpacken konnte, die mich beschäftigten. Und das Schreiben selbst lenkte mich von meinen ursprünglichen Problemen ab. So seltsam das klingen mag.

Die Ideen sprudelten und ich war überzeugt, daraus einen ganz ordentlichen Roman machen zu können. Wenn ich mir noch ein wenig mehr Mühe gegeben, vor allem aber mehr Zeit gegönnt hätte… wer weiß? Doch ich habe in dieser Hinsicht so ziemlich jeden Fehler begangen, den ich machen konnte. Und das sollte Folgen haben…


Fortsetzung folgt…


Weitere veröffentlichte Artikel in dieser Reihe finden Sie im VIPArchiv (Navigationsleiste):

Mai 2012 - Reif zur Veröffentlichung? (04.05.2012)
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 3)

März 2012 - Manchmal kommt es anders… (26.03.2012)
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 2)

Februar 2012 - Am Anfang war VIP (15.02.2012)
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 1)




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Artikelserie wird fortgesetzt (03.04.2013)

Liebe Leserinnen und Leser,

im Mai des vergangenen Jahres habe ich hier den dritten Teil der Artikelserie Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? veröffentlicht. Eine Fortsetzung der Reihe war entschieden früher geplant, doch leider habe ich mich in den letzten Monaten auf andere Dinge konzentrieren müssen. Da mir aktuell wieder ein wenig Zeit zur Verfügung steht, werde ich die Fortsetzung nun aber in den nächsten Tagen an dieser Stelle vornehmen können. Weiterhin ist noch in diesem Monat die Veröffentlichung einer neuen Kurzgeschichte vorgesehen. Lassen Sie sich also überraschen und bleiben Sie uns bitte gewogen.

In diesem Sinne… so long…


Bisher veröffentlichte Artikel in dieser Reihe finden Sie im VIPArchiv (Navigationsleiste):

Mai 2012 - Reif zur Veröffentlichung? (04.05.2012)
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 3)

März 2012 - Manchmal kommt es anders… (26.03.2012)
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 2)

Februar 2012 - Am Anfang war VIP (15.02.2012)
Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 1)




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par avion - (k)ein Gedicht von FRIENDS (09.01.2013)

ich hätte so gerne ein gedicht für dich geschrieben,
leider bin ich kein poet

ich hätte so gerne ein eigenes lied für dich geschrieben,
aber für eine eigenkomposition fehlt mir das gespür

so vieles blieb ungesagt,
was du zu hören verdient gehabt hättest

jetzt kann ich nicht mehr zurück,
und nichts wird mir das wiedergeben, das mir wertvoll, ich aber nicht zu schätzen im stande war

ich kann es nicht ungeschehen machen,
und meine verzweifelte suche nach dem reset-knopf wird auf ewig ein unerfülltes unterfangen bleiben

ich hätte dir gerne eine e-mail geschickt,
aber meine courage reicht dazu nicht aus und deshalb schicke ich es dir per luftpost


par avion                       Video by ChrisDeluxe (09.07.2008)


Mike And The Mechanics - Par Avion - MyVideo




Alle Rechte an "(k)ein Gedicht - par avion - bei Frank S., Düsseldorf

par avion (song) 1985 Mike Rutherford Ltd under exclusive licence to Virgin Records Ltd



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Reif zur Veröffentlichung? (04.05.2012)

Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (Teil 3)

Liebe Leserinnen und Leser,

mit diesem Artikel zum Thema Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? verlasse ich kurz den ursprünglich geplanten chronologischen Faden dieser Serie, weil er zum einen sehr aktuell ist und zum anderen hervorragend in die Rubrik passt.

Die Zeit, die zwischen den Veröffentlichungen meiner letzten beiden Kurzgeschichten liegt, beträgt mehr als 7 Monate! Für ein Kurzgeschichten-Blog, das natürlich von neuen Inhalten lebt, ohne die es keine nennenswerte Zahl an (auf Dauer wiederkehrenden) Besuchern gibt und das ohnehin mit einem schier übermächtigen Wettbewerb zu tun hat, eigentlich eine traurige Angelegenheit. Zumal ich selbst bereits ein anderes Ziel für unsere Präsenz kommuniziert hatte und das Portfolio in Bearbeitung befindlicher Stories (zumindest mich betreffend – bei Nick haben andere Prioritäten z.Zt. Gültigkeit) nicht schlecht gefüllt ist.

ABER…

Mit dem ABER, das ist immer so eine Sache! Ich will mich hier gar nicht auf die billige Art und Weise herausreden, sondern es genau so schildern, wie es ist.

In der Art, wie Sie das Blog heute vorfinden, war es ursprünglich überhaupt nicht geplant! Und auch nach mittlerweile mehr als zwei Jahren im Netz bin ich mir relativ sicher, dass Sie noch nicht die Endversion unseres Auftritts gesehen haben.
Das ganze war damals noch als ein Spaß - nennen Sie es - aus einer Bierlaune heraus - und als Überraschung für Nick gedacht, der mit dem Erstellen einer eigenen Internetpräsenz bis heute nicht allzu viel am Hut hat. Es sollte lediglich ein Fan-Blog für eine alles in allem zunächst doch sehr übersichtliche Gemeinde werden. Somit wäre auch die für mich damit verbundene Arbeit in einem überschaubaren Rahmen geblieben.
Erst während der Arbeit mit und an dem Blog reifte langsam die Erkenntnis in mir, dass alle bis dato investierte Zeit vergebens gewesen wäre, hätte ich es auch weiterhin nur so nebenher betrieben und mit Inhalten gefüllt.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Bezüglich der Qualität eines Internetauftritts wird es i.d.R. immer geteilte Meinungen geben. Sei es die graphische Umsetzung oder die inhaltliche Gestaltung. Wir sind ein noch sehr junges Blog und von Perfektion weit entfernt. Sowohl das eine, als auch das andere betreffend.
Doch sollte SEO irgendwann einmal unser einziges Problem darstellen, wäre ich auch bereit, professionelle (und somit wahrscheinlich kostenpflichtige) Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Aber (da ist schon wieder dieses Wort!) sein wir doch einmal ehrlich: wenn nicht bereits die Ladezeiten einer Seite Ihre Geduld über die Maßen strapazieren, die benutzten Farben keinen epileptischen Anfall bei Ihnen auslösen und das Schriftbild einigermaßen ordentlich ausfällt, kommt es doch hauptsächlich auf den Inhalt an, oder?

Was meine Artikel und natürlich unsere Kurzgeschichten im besondern Maße anbetrifft, haben wir hier sehr wohl kontinuierlich die Möglichkeit, uns weiter zu entwickeln.

Warum ich Ihnen das alles erzähle?

Nun; ich komme auf den eingangs erwähnten zeitlichen Abstand zwischen den beiden zuletzt eingestellten Kurzgeschichten zurück:
auch wenn Sie selbst noch nie eine Geschichte o.ä. geschrieben haben, hat die/der eine oder andere von Ihnen vielleicht schon einmal einen Brief gelesen, den er einige Zeit zuvor selbst verfasst hat. Und es kommt manchmal vor, dass man plötzlich einen Rechtschreibfehler entdeckt, der einem auch nach dem xten Überlesen des Briefes verborgen geblieben ist. Oftmals findet man Formulierungen, die man im Nachhinein vielleicht anders gewählt hätte. Und hin und wieder einzelne Sätze oder ganze Passagen, auf die man auch gänzlich hätte verzichten können.

Ebenso verhält es sich mit meinen Kurzgeschichten. Nicht umsonst lasse ich fertige Geschichten mittlerweile monatelang auf Eis liegen. Das macht sie noch immer nicht perfekt. Meiner Meinung nach jedoch um einiges besser.
Es gibt bereits veröffentlichte Kurzgeschichten von mir im Blog, die ich heute wahrscheinlich in dieser Form nicht mehr veröffentlichen würde. Warum ich sie damals so hier eingestellt habe, wird in weiteren Folgen zu dieser Serie klar werden. Inzwischen habe ich jedenfalls festgestellt, dass sich nach einiger Zeit z.B. zwei verschiedene Stories zu einer Kurzgeschichte zusammenfassen lassen. Das liegt z.T. in der Aktualität von Allerweltsthemen begründet, die mich zwischenzeitlich geradezu anspringen und die mir plötzlich die Möglichkeiten geben, Handlungsfäden zu verknüpfen, die ich ursprünglich mit einem völlig anderen thematischen Hintergrund verbunden hatte. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil beim Verfassen von Kurzgeschichten (im Gegensatz zu Novellen/Romanen).

Nicht zu vergessen bleibt, dass oftmals nur geringfügige Änderungen des Textes, das Weglassen von einzelnen Sätzen oder ganzer Passagen, eine geänderte Absatzgestaltung oder lediglich die Anpassung des Titels der Kurzgeschichte derselben eine vollkommen andere Richtung geben und ihre Grundaussage in einem völlig anderen Licht dastehen lassen können.

Die Idee zu
WALKER ist noch gar nicht so alt. Und für das Gerüst habe ich gerade einmal fünf Minuten gebraucht. Während der Fertigstellung ließ ich mich jedoch immer wieder durch ein anderes Thema ablenken (das passiert mir übrigens sehr häufig), welches mich parallel hierzu beschäftigte, für welches ich eigentlich eine eigenständige Story vorgesehen und für die bereits seit langer Zeit ein fertiges Gerüst gestanden hatte.
Inzwischen können Sie sich sicher vorstellen, was passiert ist!?

Ich bin überzeugt davon, dass es nur von Vorteil sein kann, sich nicht konsequent an einem Thema festzubeißen und womöglich irgendwann an einer Schreibblockade zu verzweifeln. Neue Idee, neue Geschichte. Und nach einiger Zeit fügt sich beinahe alles fast wie von selbst zusammen. Bei mir funktioniert das jedenfalls.

Somit ist auch nicht ausgeschlossen, dass zukünftig wieder in erheblich kürzeren Abständen gleich mehrere neue Kurzgeschichten hier veröffentlicht werden können. Je größer das Portfolio an Ideen und begonnener Stories, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit dafür. Und um es mit einem letzten ABER abzuschließen: sich deshalb (zumindest zeitlich) selbst unter Druck zu setzen, macht nun überhaupt keinen Sinn.
Egal, was man im Leben anfasst; meistens leidet unter derart ungünstigen Voraussetzungen die Qualität dessen, was man als Ergebnis abliefert.


Fortsetzung folgt…


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WALKER - eine Kurzgeschichte von FRIENDS (03.04.2012)

Es hatte den Anschein, als hätte die Sonne ihre Kraft schon in den frühen Morgenstunden voll zur Entfaltung gebracht. Unbarmherzig prügelte sie ihre Strahlen auf die kleine Veranda des einzigen Hauses weit und breit, in deren Schatten das an der Hauswand hängende Thermometer um neun Uhr bereits eine Temperatur von 82,4 °F anzeigte.
Im Haus selbst hingegen war es stockduster. Sämtliche Türen und Fenster waren verbarrikadiert, mit schweren Vorhängen abgedeckt und nur der Schein einer Kerze auf dem Küchentisch, an dem Chris Walker saß, der geistesabwesend auf den Artikel einer mehrere Monate alten Zeitung starrte, erhellte diesen Raum spärlich.
Erst bei genauerem Hinsehen konnte man die wenige Meter entfernt zu seinen Füßen seltsam verdreht liegenden und leblosen Körper einer jungen Frau und eines höchstens sechs oder sieben Jahre alten Jungen erkennen. Chris hatte beide mit einem gezielten Kopfschuss aus seiner 44er Automatik niedergestreckt und sie dort liegen lassen, wo sie zu Boden gegangen waren.

Als er den Abend zuvor auf der Suche nach einem sicheren Unterschlupf für die Nacht im Haus auf sie gestoßen war, hatte er sich gewundert, dass er nur die beiden dort antraf. Doch das hatte es umso einfacher für ihn gemacht.
Er hatte getan, was getan werden musste. Das Töten war ihm längst nicht mehr fremd. Und eigentlich fiel es ihm auch nicht mehr schwer. Aber ein Kind… das war für ihn eine vollkommen neue Erfahrung.
Er selbst war einst stolzer Vater gewesen, doch seine Frau und seine kleine Tochter waren nun tot. Alles hatte seinen Sinn verloren und manchmal fragte er sich, welchen Grund es für ihn gab, weiterzuleben.
Er war alleine. Die ganze Welt jagte ihn jetzt. Niemand würde Mitleid mit ihm haben und nur die Hölle würde noch auf ihn warten.

Das Haus hatte sich für ihn als Glückstreffer erwiesen. Neben dem Werkzeugraum im Keller hatte er auch noch einen separaten Vorratsraum entdeckt, der bis oben hin mit Konserven und destilliertem Trinkwasser vollgestopft war.
Da hatte jemand Vorräte angelegt, als ob der dritte Weltkrieg bevorgestanden hätte. Nun, jetzt hatten sie ihren Krieg. Auch wenn der anders aussah, als er oder irgendjemand sich das hätte vorstellen können.

Chris Walker war Ende 20 und nur die dunklen Ringe unter seinen Augen machten ihn etwas älter. Ansonsten war er eher der Typ, den Mütter sich als ihren Schwiegersohn gewünscht hätten.
Andererseits wurde niemand als Massenmörder geboren und das Grauen hatte selten ein Gesicht, das sich unübersehbar von der Menge abhob.
Chris’
Vater war bereits vor vielen Jahren wegen Mordes hingerichtet worden. Doch niemandem wurde so etwas in die Wiege gelegt. Jedenfalls redete er sich das ein.

Zum wiederholten Mal versuchte er sich beinahe verzweifelt auf den Artikel in der vor ihm auf dem Tisch liegenden Zeitung zu konzentrieren.

Energiekonzern stellt Bohrungen im ganzen Staat ein!


Doch so sehr er sich auch anstrengte, war ihm dennoch nur eine sehr selektive Wahrnehmung des gesamten Artikels möglich.

…unzählige Klagen verunsicherter und verängstigter Anwohner…

…Kontamination des Grundwassers…

…wurden im Trinkwasser erhöhte Konzentrationen u.a. von Korrosionsschutzmitteln, Methan, Magnesiumnitrat , Magnesiumchlorid, Oxydationsmitteln, Schwefelwasserstoffen, Latexpolymeren, Quecksilber, Tetramethylammoniumchlorid, Bioziden, Octylphenolethoxylat, Säuren,… festgestellt…


Die komplette Auflistung der gefundenen Schadstoffe nahm mehr als eine dreiviertel Seite ein und jeder Mensch, der halbwegs bei Verstand gewesen war hätte wissen müssen, dass das nicht ohne Folgen bleiben konnte.
Doch Chris, der damals für den Energiekonzern als leitender Ingenieur tätig und für die Bohrungen in einem Teil des Landes verantwortlich gewesen war, hätte es am besten wissen müssen. Aber alle hatten die offensichtliche Gefahr ignoriert. Der Konzern, die Medien, die Behörden, die Regierung und letztlich er selbst.

Dann waren erste Berichte aufgetaucht. Von völlig gesunden Menschen, die in der Nähe von Bohrtürmen gewohnt hatten und urplötzlich unter starken Kopfschmerzen, Übelkeit, Hautausschlag, Haarausfall, Karzinomen und weiteren ernsthaften Erkrankungen gelitten hatten. Doch der Energiekonzern hatte bei diesbezüglichen Anfragen immer wieder auf seine Pressestelle verwiesen, laut der es nicht nachzuweisen war, dass diese Erkrankungen in einem kausalen Zusammenhang zu den vom Konzern durchgeführten Bohrungen standen. Und sie hatten jedem die Scheiße aus dem Hals geklagt, der dennoch etwas anderes behauptete.
Schließlich waren Gerüchte laut geworden, dass es im ganzen Land zu mysteriösen Vorfällen gekommen wäre, bei denen bis zu diesem Zeitpunkt vollkommen unauffällige Bürger plötzlich und ohne jeden Grund wie Tiere über ihre Mitmenschen hergefallen waren und diese abgeschlachtet - andere behaupteten angefressen - hatten.
Anfangs hatten der Konzern und einige Behörden versucht, die Vorfälle zu vertuschen, hatten abgewiegelt. Irgendwelche Wahnsinnigen wären da zu Werke gewesen. Aber sie mussten feststellen, dass sich das Ganze sehr schnell zu einer Epidemie und schließlich sogar zu einer Pandemie entwickelte. Die Erkenntnis, dass sie es nicht mehr kontrollieren konnten, kam viel zu spät. Chaos und Anarchie hatten längst um sich gegriffen, die Infrastruktur war zusammengebrochen und keine Armee der Welt hätte das aufhalten können, was danach gekommen war, ohne den gesamten Planeten in die Luft zu jagen.

Resigniert wischte Chris die Zeitung mit dem Arm vom Tisch. Er hatte seine Chance gehabt. Er hatte sie vertan. Und das hatte ihn zu einem Mörder gemacht.
Langsam, fast wie in Zeitlupe erhob er sich von seinem Platz und ging auf das Küchenfenster zu. Vorsichtig schob er den dunklen Vorhang ein wenig zur Seite, um durch einen kleinen Spalt des Bretterverschlags, den er in der Nacht noch aus herumstehenden Möbeln zusammengezimmert hatte, nach draußen zu blicken.
Und da waren auch schon die ersten von ihnen. Ganz sicher würden es bald noch mehr werden. Vielleicht noch ein oder zwei Tage, dann wäre er hier nicht mehr sicher.

Walkers – Wanderer – nannte er diese Wesen. Jetzt nur noch geist- und seelenlose Kreaturen. Zum Teil bedauernswert anmutend, andere wiederum grässlich und auf unvorstellbare Weise von Krankheiten, schwersten Verletzungen und Verstümmelungen bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ausgeburten eines nicht enden wollenden postapokalyptischen Albtraums, der nun Wirklichkeit geworden war. Eine Legion des Grauens, deren einziger Antrieb in der Gier nach frischem Fleisch – egal, ob Mensch oder Tier – bestand, was sie nun immer häufiger dazu zwang, rast- und scheinbar orientierungslos über das Land zu ziehen und durch die Wälder zu streifen. Weil es in den Städten, in denen sie einmal gelebt hatten schon längst nichts mehr gab, über das sie herfallen, das sie fressen oder wenigstens infizieren konnten.

Eigentlich erging es Chris nicht anders. Auch aus ihm war ein Walker, ein rast- und ruheloser Wanderer geworden. Mit dem Unterschied, dass er noch lebte.

Noch…


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Teil des Sammelbandes "DER TEUFEL KOMMT MIT EINEM LÄCHELN" WALKER



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Manchmal kommt es anders… (26.03.2012)

Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? -Teil 2-
Liebe Leserinnen und Leser,

2002 wird immer ein Jahr bleiben, an das ich mich gut erinnern werde. Mit sehr gemischten Gefühlen.
Nick hatte in diesem Jahr eine Hochphase. Das erste eigene Buch in den Händen zu halten, wenn auch oder gerade weil in nicht unerheblichem Maße aus Eigenmitteln mitfinanziert, dieses Gefühl ist sicher nicht so ohne weiteres zu beschreiben. Und wenn ich ihm dies auch von ganzem Herzen gegönnt habe, habe ich ihn, ehrlich gesagt, auch ein wenig darum beneidet. Denn ich war mir zu diesem Zeitpunkt sicher, dass dieses Buch zumindest einen Achtungserfolg erzielen und zugleich als Türöffner für weitere Veröffentlichungen fungieren würde. Womit für Nick der Weg geebnet zu sein schien, in naher Zukunft genau das zu tun, wofür er sich berufen fühlte (der Begriff BERUF kommt schließlich nicht von ungefähr). Und ich kenne nur sehr wenige Menschen – wenn überhaupt – die das von sich behaupten können bzw. wollen.

Ich selbst konnte mich über meinen Job damals eigentlich nicht beschweren. Ich arbeitete schon beinahe acht Jahre für ein Industrieunternehmen und war für den Vertrieb in meiner Region zuständig. Die Aufgabe war ansprechend und abwechslungsreich, ich hatte täglich mit Menschen unterschiedlichster Couleur (in jeder nur erdenklichen Hinsicht) zu tun, mein Chef war einfach nur klasse und finanziell passte es ohnehin. Für jemanden, dem ideelle Werte schon immer wichtiger als materielle Werte waren, nicht schlecht. Nur kann man sich i.d.R. von Erstem nichts kaufen und so war Letzteres eben das Sahnehäubchen. Aber mein Traumjob war das nicht und all das hatte zudem auch seinen Preis.

Ich kann nicht behaupten, dass ich zu diesem Zeitpunkt eine 50-Stunden-Woche oder mehr zu beklagen gehabt hätte. Ich hatte insbesondere ausreichend Zeit für die Familie, sowohl in der Woche, als auch an den Wochenenden. Das war (und ist) das Wichtigste für mich überhaupt. Und wenn Menschen auch im Allgemeinen geneigt sind immer nach Dingen zu streben, die sie noch nicht erreicht haben oder ihr Eigen nennen können, war mir damals bereits bewusst, dass ich in meinem Leben mittlerweile viel mehr zu verlieren hatte, als es zu gewinnen gab.
Und – wie zur Bestätigung meiner schlimmsten Befürchtungen – sollte ich sehr bald feststellen, dass ich mit dieser Einschätzung nicht verkehrt lag.

Einmal ungeachtet der finanziellen Aspekte, wirft man eine Sache nicht einfach hin. Das gilt jedenfalls für mich. Als mir meine Firma nach acht Jahren eröffnete, dass sie mich fast 600 Kilometer von meinem Wohnort entfernt versetzen oder mir alternativ kündigen würde galt es, eine Entscheidung zu treffen.
Natürlich habe ich dies nicht alleine getan. Nur leider sieht in der Theorie vieles vollkommen anders aus, als in der Praxis. Und die Entscheidung für den Job und die Firma war einer meiner größten jemals begangenen Fehler.

Die ersten Monate waren eine echte Quälerei für mich und zu dieser Zeit begann dieses Ticken in meinem Kopf. Ich musste das irgendwie rauslassen. Alles, was in meinem Kopf herumspukte verarbeiten. Zum Beispiel in einem Roman.

Etwas Hirnrissigeres hätte mir kaum einfallen können.

Fortsetzung folgt…


HIER finden Sie Teil 1



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Am Anfang war VIP (15.02.2012)

Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? -Teil 1-
Liebe Leserinnen und Leser,

nun will ich damit beginnen, mein Versprechen einzulösen. Aber… wo fange ich an?

Der Wunsch zu schreiben, mich auszudrücken, einem größeren Publikum mitzuteilen was mich beschäftigt, ist nicht von heute auf morgen entstanden. Vielmehr war es ein sehr langwieriger Prozess. Ständig begleitet von Zweifeln, ob es jemals auch nur irgendwen interessieren würde.
Zudem gibt es wohl kaum eine Geschichte, die nicht in irgendeiner Form von irgendjemandem irgendwann bereits einmal geschrieben wurde. Entscheidend sind nach meiner persönlichen Einschätzung zwar - vorausgesetzt, man verfügt über das notwendige Rüstzeug - die Umsetzung und der Kontext, in dem die Geschichte erzählt wird; aber…würde ich das auch hinkriegen?

Um ein halbwegs taugliches Manuskript für einen Roman abzuliefern sind (je nach Thema) i.d.R. aufwendige Recherchen erforderlich. Das kostet Zeit und ggf. auch Geld. Ein Investment, von dem kein noch unbekannter Autor weiß, ob er auch nur annähernd einmal eine Gegenleistung hierfür erhält. Und selbst wenn der Autor über ein Thema schreibt, mit dem er sehr vertraut ist, zu dem er bestenfalls sogar über Insiderinformationen verfügt ist nicht sicher gestellt, dass Literaturagenten bzw. Verleger in dem fertig gestellten Werk ausreichend Leserpotential sehen.
Dennoch habe auch ich mich zunächst (vergeblich) an einem Roman versucht …doch dazu später mehr.

Anfang 2000 war mein Freund Nick Evans bereits seit längerer Zeit als selbständiger Kurierfahrer unterwegs. Die Leerzeiten nutzte er immer, um auf einem eigens hierfür bereitgelegten Block alles Mögliche aufzuschreiben, das er eventuell einmal in seine Stories einbauen konnte, die in seinem Kopf herumspukten. Mit der Zeit hatte sich dann auch einiges an Material angesammelt und er begann, seine ersten Kurzgeschichten zu schreiben. Wir sind zusammen aufgewachsen und daher gehörte auch ich zum engsten Kreise derer, die eine Kostprobe seiner ersten literarischen Gehversuche erhielten.
Ich war damals wirklich überrascht, wie leicht es ihm zu fallen schien auch banalste Themen in spannende, teilweise sehr lustige, manchmal absurde und zum anderen wiederum nachdenklich machende Geschichten zu verpacken. Schon zu dieser Zeit hat er nie einen Hehl daraus gemacht, dass der Stil von Bukowski ihn nicht unwesentlich beeinflusst hat und aus der einen oder anderen Story las man das auch heraus, was nicht unbedingt jedermanns Fall ist. Trotzdem ermutigte auch ich ihn dort weiter zu machen. Mir gefielen seine Geschichten einfach zu gut. Sie waren so geschrieben, wie ich sie lesen wollte und sobald eine Story dialoglastig wurde merkte ich, dass er für Dialoge in meinen Augen ein besonderes Talent hat.

Schließlich legte er einem befreundeten Lektor sein vorläufiges Manuskript vor. Der hatte zwar mit Belletristik nichts am Hut, bescheinigte ihm jedoch, dass es tatsächlich Potential hatte. Die Idee zu VIP-very impertinent people (Stories von Leben und Tod), einer Sammlung von 17 Kurzgeschichten war geboren.

Genau zu dieser Zeit begann ich darüber nachzudenken, mich selbst einmal als Autor zu versuchen. Geschichten hatte ich mehr als genug im Kopf, aber es mangelte mir sowohl an der Zeit, als auch an der Motivation mich hinzusetzen und tatsächlich loszulegen. Und es sollten noch viele Monate vergehen, bis Nick Evans Kurzgeschichtensammlung veröffentlicht wurde und ich aus einem völlig anderen Grund begann, die ersten Kapitel meines geplanten Romans auf die Festplatte meines Laptops zu bannen.

Fortsetzung folgt…




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Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? (12.02.2012)

Liebe Leserinnen und Leser,

in drei Tagen, am 15.02.2012 feiert Nick Evans & Friends: Fan- und Kurzgeschichten Blog ein Mini-Jubiläum. Denn dann sind wir genau zwei Jahre online. Grund genug für mich, mir diesen Anlass betreffend etwas einfallen zu lassen.

Im letzten Jahr konnten Sie hier einen Gastkommentar von Nick Evans lesen und ich denke, dass ich ihn auch in diesem Jahr dazu bewegen kann, noch in diesem Monat etwas von seiner Seite hierzu zu veröffentlichen.
Ich selbst werde in diesem Zusammenhang eine lose Reihenfolge zum in der Überschrift genannten Thema starten. Und ich hoffe, dass dies zu einem noch besseren Verständnis Ihrerseits führt, welche Beweggründe in meinem Fall eine Rolle spielen, das nicht unerhebliche Risiko billigend in Kauf zu nehmen, mit einem derartigen Projekt gehörig auf die Nase zu fallen.
Individualität hat seinen Preis und ich scheue mich nicht, ihn zu zahlen. Eine entsprechende Funktion zur Abgabe Ihres konstruktiven und geschätzten Kommentars wird eingerichtet und ich würde mich über einen regen Meinungsaustausch mit Ihnen freuen.

Selbstverständlich dürfen Sie in Kürze auch wieder eine neue Kurzgeschichte erwarten. Ich persönlich arbeite aktuell an 20 (zwanzig!) Stories – den Grund dafür erfahren Sie u.a. in der genannten Rubrik Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? – und auch Nick ist in der letzten Zeit sicher nicht ganz untätig geblieben, obwohl sein aktuelles Romanprojekt definitiv Vorrang hat.

Lassen Sie sich also in den nächsten Wochen und Monaten von uns überraschen. Den ersten Teil zu Kurzgeschichten schreiben – mehr als nur ein Hobby? finden Sie jedenfalls ab kommenden Mittwoch an dieser Stelle.

In diesem Sinne… so long…



vip

1. Deutscher Ebook-Preis – 169 : 350 (19.10.2011)

Liebe Leserinnen und Leser,

in meinem Blogeintrag
1. Deutscher Ebook-Preis – unglücklich gelaufen? (18.10.2011) habe ich zugesagt hier zu posten, sollte ich auf meine Anfrage an den Veranstalter eine Antwort erhalten. Dies ist in der Tat erfolgt.
Ich will es mir einfach machen und stelle diese auszugsweise hier ein:

…soweit ich das im Moment aus meinen Unterlagen ersehen kann, haben Sie alles richtig gemacht! An Sie ging die Empfangsbestätigung zu Ihrer Einsendung heraus.
Alle die Einsendungen, die eine oder mehrere der Teilnahmebedingungen nicht eingehalten hatten, sind von mir dementsprechend darauf hingewiesen worden und haben sogar noch einmal die Teilnahmebedingungen erneut erläutert bekommen und dadurch eine weitere Chance erhalten sich mit einer neuen Veröffentlichung (denn Einsendeschluss war ja gleichzeitig auch Endzeitpunkt zur Erstveröffentlichungsmöglichkeit) beim Preis zu beteiligen. Da diese Chance nicht jeder wahrgenommen hat, blieben am Ende 169 Teilnehmer, zu denen auch Sie gehörten. Die Bewertung der Geschichten unterlag dann unserer Jury...

… Sie müssen sich jedoch keine Gedanken machen. Sie hatten die Grundbedingungen vollkommen richtig verstanden…
Für mich persönlich konstatiere ich einmal, dass somit meine eingereichte Kurzgeschichte bei der Jury schlichtweg durchgefallen ist (bestenfalls kann ich mir vielleicht noch einreden, dass es nicht gerade ein cleverer Schachzug von mir gewesen ist, beim Wettbewerb um den 1. Deutschen Ebook-Preis eine Kurzgeschichte einzureichen, welche sich nicht im deutschsprachigen Raum abspielt).

Nach wie vor bleibt das Missverhältnis des Teilnehmerfeldes von 169 : 350 aber rätselhaft für mich.



vip

1. Deutscher Ebook-Preis – unglücklich gelaufen? (18.10.2011)

Liebe Leserinnen und Leser,

am vergangenen Wochenende ist er im öffentlichen Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2011 in der Kategorie Shortstory/Kurzgeschichte vergeben worden: der 1. Deutsche Ebook-Preis. Bezüglich Sinn und Wert dieses Preises mag es unterschiedliche Meinungen geben. Dem Umstand, dass dieser Markt zukünftig durchaus noch erhebliches Potential haben sollte, wird hiermit jedenfalls Rechnung getragen. Meiner Ansicht nach zu Recht.

Die Teilnahmebedingungen sahen optimal aus. Die Kategorie passte perfekt. Autoren und Verlage aus dem deutschsprachigen Raum durften ohne Altersbegrenzung nach oben teilnehmen und es sollte kein Hindernis darstellen, wenn die Story bereits veröffentlicht worden war. Im Gegenteil: sie musste zum Abgabetermin bereits veröffentlicht worden sein; und zwar als Ebook (im Detail gehe ich später noch darauf ein).
Somit habe auch ich mich kurz vor Einsendeschluss mit einem eigenen Beitrag - mit meiner Kurzgeschichte
Adiaphora - an diesem Wettbewerb beteiligt. Zu meiner großen Enttäuschung allerdings erfolglos. Wobei sich mir der Grund hierfür zum aktuellen Zeitpunkt noch verschließt.

Nahe liegend ist zunächst natürlich: die Story taugt nix. Ist zumindest eben nicht gut genug. Es wäre geheuchelt, wenn ich behaupten würde, dass mich dies nicht nachdenklich stimmen würde. Andererseits stehe ich gerade einmal am Anfang und vielleicht kann ich mich ja noch steigern? Ich hätte jedenfalls Klarheit. So oder so.

Mittlerweile bin ich mir aber gar nicht mehr so sicher, ob meine Kurzgeschichte überhaupt an der Wertung teilgenommen hat.
Auffällig ist die Anzahl der Einsendungen, die offensichtlich die gestellten Anforderungen für eine gültige Teilnahme nicht erfüllt haben sollen. So gab es nach Angaben des Mitveranstalters Chichili Agency insgesamt 350 Einsendungen, von denen lediglich 169 Einsendungen die geforderten Kriterien zur Teilnahme erfüllt haben.
Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass beinahe 52 % der teilnahmewilligen Verlage/Autoren zu ignorant oder zu doof waren, sich an die Teilnahmebedingungen zu halten! Für mich definitiv nicht nachvollziehbar.
Woran also könnten diese annähernd 52 % teilnahmewilligen Verlage/Autoren gescheitert sein?

Dass ein maximaler Umfang der genormt einzureichenden Seiten vorgegeben war, entspricht dem Standard. Wer sollte hier durch das Raster gefallen sein?

Dass die einzureichenden Seiten als Anhang zur Email anonymisiert und mit eigenem Kennwort vergeben eingereicht werden sollten, um größtmögliche Neutralität der Jury zu gewährleisten, ist nicht nur absolut in Ordnung, sondern auch logisch. Wer sollte hier geschlampt haben?

Dass es selbstverständlich auch für diesen Wettbewerb eine Deadline gab, bis zu der die Einsendung des Beitrags erfolgt sein musste…Schwachsinn, diesen Punkt hier aufzuführen. Oder sollte eine wesentliche Anzahl der teilnahmewilligen diese Deadline in der Tat verpennt haben?

Mehr Gedanken mache ich mir inzwischen über folgendes Kriterium:
Teilnehmen können alle Autoren und Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Kurzgeschichte muss bis spätestens 31.08.2011 elektronisch bei einem Verlag oder einem Online-Portal (z.B. BookRix oder ähnliche) veröffentlicht worden sein und Lesern in voller Länge zur Verfügung stehen. Die Veröffentlichung muss zuerst elektronisch erfolgt sein - also noch vor Print oder Audio! Privates Ins-Netz-Stellen im Blog, auf der Homepage, auf Foren u. ä. gelten nicht als Ebook-Veröffentlichung.
Habe u.a. auch ich hier etwas falsch verstanden?
Adiaphora habe ich in unserem Blog am 27.07.2010 veröffentlicht. Unter Berücksichtigung des wie vor fett markierten Teils eines Auszugs aus den Teilnahmebedingungen hat eine Ebook-Veröffentlichung nicht stattgefunden (Print/Audio ohnehin nicht). Die vorgeschriebene elektronische Veröffentlichung dieser Kurzgeschichte bei BookRix fand tatsächlich am 25.08.2011 statt.
Hat es jetzt doch eine Rolle gespielt, dass meine Erstveröffentlichung im Blog vor dem 01.09.2010 stattgefunden hat (Preis Kategorie Kurzgeschichte 2011 = 01.09.2010 bis 31.08.2011)? Eigentlich nicht möglich!?

Und noch ein weiterer Punkt stimmt mich inzwischen bedenklich: leider bin ich erst nach Teilnahmeschluss zufällig auf eine Facebook-Seite gestoßen, in der ein wesentlicher Nachtrag zu den Teilnahmebedingungen aufgeführt ist. Ursprünglich lautete eine Bedingung für eine (mehr oder weniger) erfolgreiche Teilnahme auf der Ausschreibungsseite der Veranstalter nämlich:
Die Einreichung der Kurzgeschichten erfolgt via Email, die Texte in der Anlage müssen anonymisiert sein (nur mit einem selbst vergebenen Passwort versehen, ohne eigenen Autorennamen und Adresse).
Jede Seite der Story enthält in der Kopf- oder Fußzeile dieses persönliche Kennwort. In der Mail selbst bitte das Kennwort zuzüglich dem Namen, Anschrift und Telefonnummer als Datensatz eintragen und alles zu Händen…

Ich Blödmann habe meine Kurzgeschichte zwar als Anhang versendet. Aber bedeutet der Begriff Datensatz aus dem fett markierten Teil des Auszugs aus den Teilnahmebedingungen, dass auch diese Angaben als Anhang beigefügt werden sollten? Das habe ich nämlich nicht getan, sondern die Angaben in der Email selbst gemacht! Und wenn ich dann (leider eben erst zu spät) auf Facebook den besagten Nachtrag lesen muss

Nachtrag zur näheren Erläuterung, aufgrund Nachfragen: Die Kontaktdaten - also Autorennamen, Anschrift, Email-Adresse, und Nachweis der elektronischen Veröffentlichung bitte als Extra Anhang in Textdatei-Format der Email hinzufügen!! !!! (man beachte die vielen Ausrufezeichen),


denke ich, dass nicht nur ich, sondern noch einige andere an eben diesem Punkt bereits gescheitert sind, obwohl ich z.B. eine Eingangsbestätigung für den ordnungsgemäßen Eingang meines Beitrags erhalten habe (war dann wohl ein Missverständnis meinerseits).

Ich habe eine Anfrage an die Veranstalter mit der Bitte um Aufklärung geschickt, aber bisher keine Antwort erhalten (zugegeben: die Anfrage datiert auf gestern Vormittag). Ich befürchte, es wird auch keine folgen. Wenn wider Erwarten doch, werde ich an gleicher Stelle berichten. Antwort eingetroffen
Ungeachtet meines eigenen Abschneidens (oder Nichtabschneidens) bei diesem Wettbewerb muss ich jedenfalls feststellen: unglücklich gelaufen. Das geht beim nächsten Mal sicherlich noch etwas besser. Eine nicht unerhebliche Zahl an talentierten AutorINNen hat in diesem Jahr vielleicht die beste Chance verpasst, ein potentielles Lesepublikum zusätzlich für die eigenen Publikationen hinzu zu gewinnen. Und das hinterlässt zumindest bei mir einen etwas faden Beigeschmack.

Nichtsdestotrotz möchte ich es an dieser Stelle natürlich nicht versäumen, allen Gewinnern und Platzierten zu gratulieren. Ein besonderer Gruß richtet sich an unsere Autorenkollegen, die ebenfalls auf BookRix veröffentlicht haben und sich über die Plätze 3, 7 und 24 freuen dürfen.

Herzlichen Glückwunsch!


vip