1. Deutscher Ebook-Preis – unglücklich gelaufen? (18.10.2011)

Liebe Leserinnen und Leser,

am vergangenen Wochenende ist er im öffentlichen Rahmen der Frankfurter Buchmesse 2011 in der Kategorie Shortstory/Kurzgeschichte vergeben worden: der 1. Deutsche Ebook-Preis. Bezüglich Sinn und Wert dieses Preises mag es unterschiedliche Meinungen geben. Dem Umstand, dass dieser Markt zukünftig durchaus noch erhebliches Potential haben sollte, wird hiermit jedenfalls Rechnung getragen. Meiner Ansicht nach zu Recht.

Die Teilnahmebedingungen sahen optimal aus. Die Kategorie passte perfekt. Autoren und Verlage aus dem deutschsprachigen Raum durften ohne Altersbegrenzung nach oben teilnehmen und es sollte kein Hindernis darstellen, wenn die Story bereits veröffentlicht worden war. Im Gegenteil: sie musste zum Abgabetermin bereits veröffentlicht worden sein; und zwar als Ebook (im Detail gehe ich später noch darauf ein).
Somit habe auch ich mich kurz vor Einsendeschluss mit einem eigenen Beitrag - mit meiner Kurzgeschichte
Adiaphora - an diesem Wettbewerb beteiligt. Zu meiner großen Enttäuschung allerdings erfolglos. Wobei sich mir der Grund hierfür zum aktuellen Zeitpunkt noch verschließt.

Nahe liegend ist zunächst natürlich: die Story taugt nix. Ist zumindest eben nicht gut genug. Es wäre geheuchelt, wenn ich behaupten würde, dass mich dies nicht nachdenklich stimmen würde. Andererseits stehe ich gerade einmal am Anfang und vielleicht kann ich mich ja noch steigern? Ich hätte jedenfalls Klarheit. So oder so.

Mittlerweile bin ich mir aber gar nicht mehr so sicher, ob meine Kurzgeschichte überhaupt an der Wertung teilgenommen hat.
Auffällig ist die Anzahl der Einsendungen, die offensichtlich die gestellten Anforderungen für eine gültige Teilnahme nicht erfüllt haben sollen. So gab es nach Angaben des Mitveranstalters Chichili Agency insgesamt 350 Einsendungen, von denen lediglich 169 Einsendungen die geforderten Kriterien zur Teilnahme erfüllt haben.
Im Umkehrschluss würde das bedeuten, dass beinahe 52 % der teilnahmewilligen Verlage/Autoren zu ignorant oder zu doof waren, sich an die Teilnahmebedingungen zu halten! Für mich definitiv nicht nachvollziehbar.
Woran also könnten diese annähernd 52 % teilnahmewilligen Verlage/Autoren gescheitert sein?

Dass ein maximaler Umfang der genormt einzureichenden Seiten vorgegeben war, entspricht dem Standard. Wer sollte hier durch das Raster gefallen sein?

Dass die einzureichenden Seiten als Anhang zur Email anonymisiert und mit eigenem Kennwort vergeben eingereicht werden sollten, um größtmögliche Neutralität der Jury zu gewährleisten, ist nicht nur absolut in Ordnung, sondern auch logisch. Wer sollte hier geschlampt haben?

Dass es selbstverständlich auch für diesen Wettbewerb eine Deadline gab, bis zu der die Einsendung des Beitrags erfolgt sein musste…Schwachsinn, diesen Punkt hier aufzuführen. Oder sollte eine wesentliche Anzahl der teilnahmewilligen diese Deadline in der Tat verpennt haben?

Mehr Gedanken mache ich mir inzwischen über folgendes Kriterium:
Teilnehmen können alle Autoren und Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Kurzgeschichte muss bis spätestens 31.08.2011 elektronisch bei einem Verlag oder einem Online-Portal (z.B. BookRix oder ähnliche) veröffentlicht worden sein und Lesern in voller Länge zur Verfügung stehen. Die Veröffentlichung muss zuerst elektronisch erfolgt sein - also noch vor Print oder Audio! Privates Ins-Netz-Stellen im Blog, auf der Homepage, auf Foren u. ä. gelten nicht als Ebook-Veröffentlichung.
Habe u.a. auch ich hier etwas falsch verstanden?
Adiaphora habe ich in unserem Blog am 27.07.2010 veröffentlicht. Unter Berücksichtigung des wie vor fett markierten Teils eines Auszugs aus den Teilnahmebedingungen hat eine Ebook-Veröffentlichung nicht stattgefunden (Print/Audio ohnehin nicht). Die vorgeschriebene elektronische Veröffentlichung dieser Kurzgeschichte bei BookRix fand tatsächlich am 25.08.2011 statt.
Hat es jetzt doch eine Rolle gespielt, dass meine Erstveröffentlichung im Blog vor dem 01.09.2010 stattgefunden hat (Preis Kategorie Kurzgeschichte 2011 = 01.09.2010 bis 31.08.2011)? Eigentlich nicht möglich!?

Und noch ein weiterer Punkt stimmt mich inzwischen bedenklich: leider bin ich erst nach Teilnahmeschluss zufällig auf eine Facebook-Seite gestoßen, in der ein wesentlicher Nachtrag zu den Teilnahmebedingungen aufgeführt ist. Ursprünglich lautete eine Bedingung für eine (mehr oder weniger) erfolgreiche Teilnahme auf der Ausschreibungsseite der Veranstalter nämlich:
Die Einreichung der Kurzgeschichten erfolgt via Email, die Texte in der Anlage müssen anonymisiert sein (nur mit einem selbst vergebenen Passwort versehen, ohne eigenen Autorennamen und Adresse).
Jede Seite der Story enthält in der Kopf- oder Fußzeile dieses persönliche Kennwort. In der Mail selbst bitte das Kennwort zuzüglich dem Namen, Anschrift und Telefonnummer als Datensatz eintragen und alles zu Händen…

Ich Blödmann habe meine Kurzgeschichte zwar als Anhang versendet. Aber bedeutet der Begriff Datensatz aus dem fett markierten Teil des Auszugs aus den Teilnahmebedingungen, dass auch diese Angaben als Anhang beigefügt werden sollten? Das habe ich nämlich nicht getan, sondern die Angaben in der Email selbst gemacht! Und wenn ich dann (leider eben erst zu spät) auf Facebook den besagten Nachtrag lesen muss

Nachtrag zur näheren Erläuterung, aufgrund Nachfragen: Die Kontaktdaten - also Autorennamen, Anschrift, Email-Adresse, und Nachweis der elektronischen Veröffentlichung bitte als Extra Anhang in Textdatei-Format der Email hinzufügen!! !!! (man beachte die vielen Ausrufezeichen),


denke ich, dass nicht nur ich, sondern noch einige andere an eben diesem Punkt bereits gescheitert sind, obwohl ich z.B. eine Eingangsbestätigung für den ordnungsgemäßen Eingang meines Beitrags erhalten habe (war dann wohl ein Missverständnis meinerseits).

Ich habe eine Anfrage an die Veranstalter mit der Bitte um Aufklärung geschickt, aber bisher keine Antwort erhalten (zugegeben: die Anfrage datiert auf gestern Vormittag). Ich befürchte, es wird auch keine folgen. Wenn wider Erwarten doch, werde ich an gleicher Stelle berichten. Antwort eingetroffen
Ungeachtet meines eigenen Abschneidens (oder Nichtabschneidens) bei diesem Wettbewerb muss ich jedenfalls feststellen: unglücklich gelaufen. Das geht beim nächsten Mal sicherlich noch etwas besser. Eine nicht unerhebliche Zahl an talentierten AutorINNen hat in diesem Jahr vielleicht die beste Chance verpasst, ein potentielles Lesepublikum zusätzlich für die eigenen Publikationen hinzu zu gewinnen. Und das hinterlässt zumindest bei mir einen etwas faden Beigeschmack.

Nichtsdestotrotz möchte ich es an dieser Stelle natürlich nicht versäumen, allen Gewinnern und Platzierten zu gratulieren. Ein besonderer Gruß richtet sich an unsere Autorenkollegen, die ebenfalls auf BookRix veröffentlicht haben und sich über die Plätze 3, 7 und 24 freuen dürfen.

Herzlichen Glückwunsch!


vip